Lucas Cejpek

Du siehst Gespenster und nichts in der Minibar

240 Seiten,13,5 x 21 cm
Hardcover mit Fadenheftung
Oktober 2024
ISBN 978-3-85449-660-1
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25,00

Mit seinem neuen Buch schlägt Lucas Cejpek ein neues Kapitel in der Geschichte des Essays auf. Was persönlich beginnt, entwickelt sich durch die äußeren Umstände der Pandemie zu einem öffentlichen Tagebuch. Du siehst Gespenster ist eine alltägliche Formulierung, die nicht an die Präsenz des Unheimlichen glaubt. Genau darum geht es in diesem Buch, das formal offen ist für Szenen und Listen zwischen Beschreibungen und Reportagen.
Das Buch funktioniert als Netzwerk, das die unterschiedlichsten Begriffe und Personen miteinander verknüpft: Hilma af Klint malt 1906 auf Befehl ihrer Geister erste abstrakte Bilder, ­Michael Glawogger geht 2014 mit einer Filmkamera auf Weltreise und stirbt in Afrika, wie ihm prophezeit worden ist, 2022 erscheint der Roman Schauergeschichten von Péter Nádas, in Wien liest er aus seinen Memoiren Aufleuchtende Details. Lucas Cejpek hat ihn auf die Funktion der Fotografie für seine Literatur angesprochen.
Die Fotografie hat die modernen Gespenster begleitet, als Mittel zur Beglaubigung ihrer Existenz. Der Film hat mit immer neuen Tricks ihre Wirkungsmöglichkeiten ausgeweitet, während die Literatur immer noch im Bann von Hamlets Vater steht, von seinem Geist und den Gespenstern der Romantik.
In seinem Buch führt Lucas Cejpek vor, wie wir mit all dem umgehen können, gegenwärtig gewitzt, in Form von Abschweifungen und immer neuen Verschränkungen. Der Essay erweist sich einmal mehr als ungemein aufnahme- und verwandlungsfähig.
Während der Pandemie war die Lektüre überregionaler Zeitungen für den Autor ein Ausgleich für persönliche Begegnungen. Das Hotel wurde für ihn zu einem ebenso nostalgischen wie utopischen Ort, als die Gästemappe und alle Hygieneartikel aus den Zimmern verschwanden. Die Mini­bar wurde nicht mehr befüllt.
Die meisten Geister werden einmal gesehen und dann nie wieder, schreibt Roger Clarke in seiner Naturgeschichte der Gespenster von 2012, in der überwiegenden Zahl der Fälle werden diese Sichtungen nicht dokumentiert. Es gibt nur sehr wenige echte Gespenstergeschichten mit einem Anfang, einer Mitte und einem Ende.
Cejpeks Gespensterbuch besteht aus Momentaufnahmen unterschiedlicher Form: persönliche Erinnerung, Beschreibung, Reflexion, Essay und Drama. Die Reihenfolge der einzelnen Passagen ist chronologisch und dramaturgisch bestimmt, durch motivische Zusammenhänge und Spannungsmomente: Gespenstergeschichten leben von der Überraschung.