Franz Schuh
Blendung als Lebensform
Zur Aktualität von Elias Canetti
480 Seiten,13,5 x 21 cm
Broschur
September 2024
ISBN 978-3-85449-620-5
Lieferbar
€39,00
Seit fast einem halben Jahrhundert setzt sich Franz Schuh intensiv mit dem Werk Elias Canettis auseinander. Das Ergebnis dieses Studiums ist nachzulesen in 25 Essays, die Canettis Literatur auf die ihr zugrundeliegende Lebensform hin untersuchen. Entsprechend formuliert Schuh: »Ich schreibe mir das Recht zu, zu wissen, wissen zu können, wer Elias Canetti wirklich, wer er eigentlich gewesen ist. Meine Rechtsgrundlage besteht daraus, dass ich nicht wenige Stunden meines Lebens damit verbracht habe, die Schriften dieses Autors zu studieren und zu propagieren, dass auch andere diese Schriften studieren mögen, um diese merkwürdige geistige Welt Canettis verstehen zu lernen, eine geistige Merkwürdigkeit, die ein Licht auf das Leben wirft, das wir gemeinhin führen müssen.«
Canetti selbst, der Franz Schuh nie persönlich getroffen hat, fühlte sich 1985 ausdrücklich von diesem verstanden, wie er an Cilli Wang schrieb: »Übrigens hat man mir vom Verlag aus die einleitenden Worte von Franz Schuh zur Lesung im Rundfunk geschickt. Das ist heute der weitaus gescheiteste Kritiker in Wien, eigentlich der, den ich auch seines Ernstes und seiner Haltung wegen am liebsten habe. Aus seinen Worten sehe ich, wie genau er meine Absichten mit dem Buch erfasst hat: das war eine grosse Freude, …«
Schuhs Essays, die in diesem Band erstmalig gesammelt publiziert werden, begeben sich mit Canetti auf die Suche nach dem guten Menschen, befragen das Unglück des Erfolgs und den Größenwahn von Kritikern und Interpreten, handeln von Schauspielern und denkenden Dichtern, das Schreiben gegen den Tod, die Unsterblichkeit heute, Geschlecht und Verkehr und über die Theorie und Praxis von Canettis Hauptwerk Masse und Macht. Flankiert wird das Korpus von zwei großen Essays über Karl Kraus, das frühere Vorbild des späteren Nobelpreisträgers.
Stimmen
»Als nahezu unerschöpflich erscheinen Canettis schlackenlose Aufzeichnungen in ihrem funkelndenErkenntnisreichtum, ihrem Glauben an die Erkenntnisfähigkeit des Menschen und an ein rückhaltlosesAusloten anthropologischer Grundsituationen. Dieses Polylog der Moderne ist voller Paradoxe, Überraschungen, Widerhaken und erratischer Rätsel. Ende Dezember 1982 notierte Canetti, dessenlebenslanger Hass dem Tod galt, vielsagend: ›Rätsel hinterlassen oder du stirbst wirklich.‹« (Alexander Kluy, Literaturhaus Wien, 22. Oktober 2024)
»Franz Schuh gelingt es, die zeitlose Relevanz von Canettis Gedankenwelt zu erfassen und sie in einen modernen Kontext zu setzen. Besonders beeindruckend ist Schuhs Fähigkeit, komplexe Themen verständlich zu machen, ohne dabei ihre Tiefe zu verlieren. Seine Essays sind eine Einladung, sich auf eine intellektuelle Reise mit Elias Canetti zu begeben und dabei neue Perspektiven auf das eigene Leben und die Gesellschaft zu gewinnen.« (mediennerde.de, September 2024)