Bruno Munari: Fantasia

Dank Gernot Waldners Übersetzung und seinem informativen Nachwort zu Munaris Wirken sowie den wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Verhältnissen im Italien der 1970er-Jahre wird Munaris visuelle Rhetorik nun auch in der deutschsprachigen Kunstpädagogik bekannter werden und verstärkt Eingang in die Praxis finden. Wir wenden nun den Operator ›verkehrte Welt‹ an, setzen uns auf die Schultern von Riesenzwergen und sehen weiter als jene, die diesen Operator vor uns erfunden haben. Ein Must-have! (Gerrit Höfferer, BDK Mitteilungen 2/2024)

Manès Sperber: Wie eine Träne im Ozean

»Und man muss das betonen, wie gut, wie spannend hier erzählt wird. (…) Sperbers Roman ist (…) auch heute noch ein echter Page Turner. Sein Werk ist gut gealtert. Allein schon, wie auf den ersten 100 Seiten Hierarchien und Ausschlussverfahren demaskiert werden, das ist nicht nur spannend, sondern unfassbar gegenwärtig, weil es an all das erinnert, was wir heute Cancel Culture und Wokeismus nennen, die zunehmende Verkrustung und Reibungsintensität unserer sozialen Blasen.« (Axel Timo Purr im Interview mit Rudolf Isler, literatur.review, 25. Mai 2024)

Manès Sperber: All das Vergangene …

»Der erste Band von Manès Sperbers ›All das Vergangene …‹ trägt den quasi archaisierenden Titel ›Die Wasserträger Gottes‹, beschreibt die Jahre 1905–1918 – und es ist das beste Buch dieser dreibändigen Jahrhundert-Autobiografie. Die ursprüngliche Faszination der Kindheit wird von essayistischen Reflexionen behutsam durchzogen und immer wieder zurecht gerückt. Sogleich findet Sperber wieder in seine ganz und gar unverkitscht erzählte Kindheitslandschaft zurück. Und es sind die aphoristischen Einschübe, die das Buch so groß machen, wenn Geschichte und Mythen aufeinanderprallen und der Erzähler sein Eigenes, das Judentum überhaupt, und dessen Auserwähltheit, bedenkend feixt.« (Erich Klein, Ö1, Ex libris, 4. Feber 2024)

»Geschichte zweier Angeklagter« von Klemens Renoldner

»Indem Klemens Renoldner dem Schicksal seines Großvaters den Prozess gegen Simmer gegenüberstellt, gelingt ihm ein aufschlussreicher Text über Recht und Unrecht, aus juristischer, moralischer und politischer Sicht. Der Anfang der halbdokumentarischeen ›Geschichte zweier Angeklagter‹ erinnert ein wenig an Franz Kafkas Roman ›Der Process‹. Ähnlich wie Josef K. muss auch Major Renoldner von jemandem verleumdet worden sein, denn er wird eines Tages verhaftet, ohne etwas Böses getan zu haben. Während bei Kafka der Verursacher anonym bleibt, ist hier klar: Simmer heißt die Kanaille!« (Christian Schacherreiter, OÖ Nachrichten, 19. Mai 2023)

»Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts« von Markus Köhle

»Die durch Dialekt und Floskeln gestiftete Mündlichkeit vitalisiert ein ums andere Mal die Handlung. Die Grimmigkeit im Umgang mit den ›Silzer-Sulz-Sausen-Contest-Teilnehmer*innen‹ ist eine gelungene Mischung aus Thomas Bernhard und Erster Allgemeiner Verunsicherung. Splatter und Tragikomik schließen einander bei alledem nicht aus. Köhle bietet einen hyperrealistischen Tourguide in die Alpenmentalität. Trotz Infektion der Erzählerstimme mit dem ›fashionable nonsense‹, wie Alain D. Sokal das postmoderne Denken genannt hat, ein Unsinn, der auch auf die Figuren übergreift: ein weltsüchtiges Romandebüt.« (Konstantin Ames, Tagesspiegel, 24. April 2023)

»Wenn es so etwas wie ein heimisches Pendant zur Great American Novel gibt, eines mit Augenzwinkern und Selbstironie, nämlich den zwiespältigen Österreich-Roman, dann hat Markus Köhle sich dieses Prädikat für sein beißend-vergnügliches Buch redlich verdient.« (Erwin Uhrmann, Presse/Spectrum, 1. April 2023)

»Vagabondage. Historische und zeitgenössische Facetten des Vagabundierens in Wien«

»Vagabondage eröffnet nicht nur einen Diskurs und regt zur weiteren Forschung an, sondern ist auch ein facettenreiches Stadtbuch der anderen Art, das unsere Wahrnehmung ganz bestimmt weitet, vertieft und uns hoffentlich auch aufmerksamer und solidarischer mit dem Recht auf Stadt für alle macht.« (Brigitta Höpler, BÖS Blog, Februar 2023)

»Gespräch mit dem Esel« von Hélène Cixous

»Wenn Hélène Cixous erzählt, dann werden zugleich ihre theoretischen Überlegungen zur Sprache und zum Schreiben vernehmbar. Und wenn sie theoretisiert, dann löst sie starre Begrifflichkeiten und Schlussfolgerungen am liebsten in flüssigere, bildhaft erzählerische Darlegungen auf. Cixous schreibt anders als in Philosophie und schöner Literatur gemeinhin üblich. Genau das ist ihr poetisch-philosophisches Ziel und ihr emanzipatorisches Projekt. Dafür ist sie berühmt, darum hat sie nicht nur ein Publikum, sondern eine Gemeinde. Dieser ist es zu verdanken, dass nun in einer schönen Neuausgabe ein Essay wieder erhältlich ist, der trotz seiner Kürze als ein Schlüsselwerk für das Denken und Schreiben von Hélène Cixous gelten kann.« (Eberhard Falcke, Deutschlandfunk, 16. Jänner 2023)

»Vagabondage«, hg. Von Pavlic und Schörkhuber

»Das Spannungsfeld zwischen (subversivem) Widerstand und materieller Not, zwischen Freiheitsdrang und repressiven Zwängen erzeugt eine Ambivalenz, die sich wie ein roter Faden durch die Beiträge zieht. Die Auslotung dieser Grenzbereiche prägt Peter Haumers und Andreas Pavlics historische Parcours gleichermaßen wie Maren Rahmanns und Gregor Rosentischs Perspektiven auf Straßenmusik. … Der Vieldeutigkeit der Vagabondage entspricht die stilistische Vielfalt des Bandes: Natalie Deewan knüpft an die Tradition der subversiven Zinken an und lässt ihr Gestaltenverzeichnis in der eigens kreierten Graffitirecyclingschrift Heterotypia Sign Vienna durch das Buch mäandern. Anna Leder kondensiert ihre Gespräche mit der zwischen Rumänien und Österreich migrierenden 24-Stunden-Betreuerin Gabriela mit lyrischen Mitteln.«
(Michael Bodenstein, Tagebuch Nr. 9, 2022)