Andreas Puff-Trojan
Vampire!
Schattengewächse der Aufklärung. Über uns aufgeklärte Menschen im Angesicht der Un-Toten
144 Seiten,12 x 20 cm
September 2021
ISBN 978-3-85449-587-1
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€18,00
Die Untoten geistern schon lange durch die Menschheitsgeschichte. In der speziellen Gestalt als Vampir oder Nosferatu tritt er erstmals Mitte des 18. Jahrhunderts in Erscheinung. Seit Bram Stokers Roman Dracula (1897) ist er aus der Literatur nicht mehr wegzudenken. Und mit Francis Ford Coppolas Verfilmung von Stokers Roman aus dem Jahr 1992 hat das Vampir-Dasein endgültig die Form des verklärten Rebellentums angenommen.
Der Literaturwissenschaftler Andreas Puff-Trojan folgt in seinem Essay Figur und Mythos des Vampirs auf drei Ebenen: historisch – literarisch – philosophisch.
Historisch war der Vampir im 18. Jahrhundert eine reale Gefährdung der Ordnung. Von Maria Theresia entsandte Kommissionen liefern Berichte zu mysteriösen Vorkommnissen an den Rändern des habsburgischen Reiches, die geheim bleiben sollen, aber über die Presse schnell eine von Angstlust geschüttelte Öffentlichkeit erreichen. Diese sagenhaften Vampirepidemien” werden alsbald literarisiert, somit ins Reich der Fantasie überführt und für die Ewigkeit aufbereitet. Das vampirische Treiben ist aber nicht nur Ausgangsmaterial für ein gruseliges Horrorgenre, sondern bringt Aber-Glaube und Vernunft in ein eigentümliches Spannungsverhältnis und wird damit zu einem Symptom für eine Gesellschaft im Umbruch. Der Vampir entpuppt sich als Kulturfolger, den die aufgeklärte Moderne nicht abzuschütteln vermag, da er ihre Schattenseiten wie kaum eine andere Figur zum Ausdruck bringt.
Puff-Trojan untersucht dieses Verhältnis mithilfe der Philosophien von Ludwig Wittgenstein und Martin Heidegger, die sich zwar nicht mit Vampirismus befasst haben, aber Fragen formulieren, die einem scheinbar trivialen Phänomen abgründige Tiefe verschaffen: Mit Wittgensteins Überlegungen zur “Gewissheit” wird die Problematik, ob es gewiss sei, dass es (k)einen Vampir gibt, hintertrieben;und mit Heideggers Überlegung, dass “der Tod im weitesten Sinn ein Phänomen des Lebens ist”, wird uns aufgeklärten Menschen ohnehin der Boden der Realität unter den Füßen weggezogen. Tod und Vampir sind, um mit Heidegger zu sprechen, “existenziell eine phantastische Zumutung”.
Stimmen
»Das Buch ›Vampire – Schattengewächse der Aufklärung‹ zeigt anschaulich, was den bis heute anhaltenden Reiz des Vampirs ausmacht: Gerade in Zeiten der Pandemie, in denen der Tod zwar sehr gegenwärtig ist, aber sich oft hinter abstrakten Zahlen verbirgt, bleibt der Vampir der unheimliche Außenseiter, der uns die Ungeheuerlichkeit unserer Sterblichkeit sinnlich vor Augen führt.« (Christian Berndt, Deutschlandfunk Kultur, 17.10.2021)
»Genussvoll wirft [Andreas Puff-Trojan] sich auf das Vampir-Seuchenlager und öffnet unseren Blick für die magische Ansteckung. In seinem blitzgescheiten Essay gerät er dabei schnell von Bram Stoker zu Ludwig Wittgenstein, um uns mit Martin Heidegger das finale ›Wir, der Vampir und das Sein bis zum Tode‹ zu eröffnen. Eine ansteckende Leseerfahrung.« (Frank Willmann, kreuzer-Sonderheft zum Bücherherbst 2021, S. 46)
»Vampire! Schattengewächse der Aufklärung bietet einen spannenden Überblick über die Wirkungsgeschichte des Vampirglaubens. Als Sinnbild des Unheimlichen, der uns unsere eigene Sterblichkeit vor Augen führt, ist seine Anziehungskraft auch heute – man denke nur an die vielen Vampirfilme und Serien – noch ungebrochen. Ein Band, der viel Wissenswertes aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und trotz seiner wissenschaftlichen Ausrichtung auch unterhaltsam zu lesen ist.« (Barbara E. Seidl, litrobona, 13. November 2021)