Herbert J. Wimmer

Tote im Text

Thriller – Eine Irritation

140 Seiten,13,5 x 21 cm
gebunden
März 2015
ISBN 978-3-85449-433-1
Lieferbar

18,00

DER BISCHOF UND DIE ÄBTISSIN LIEGEN TOT IM GRAS DES KLOSTERGARTENS. DAS BLUT IST SCHWARZ WIE DIE NACHT. LANGSAM WIRD ES HELL. DIE NOVIZIN SCHLÄFT IN IHRER ZELLE. (…) ANFANGS SCHEINT DEN KRIMINALERN JEDER UND JEDE VERDÄCHTIG.” Doch die Novizin ist die einzige Bewohnerin des Klosters und, da sie während der Tat schlief, “KEINE ZEUGIN”. Dass “DIE NOVIZIN BIS AN IHR LEBENSENDE IMMER WIEDER VON DEN SCHRECKLICHEN EREIGNISSEN IN DER MORDNACHT TRÄUMEN” wird, generiert in weiterer Folge den Thriller-Text, in dem bald “DIE KRIMINALER AM TOTEN PUNKT ANGELANGT” sind.

Der Text ist in 167 Abschnitte gegliedert, die kontinuierlich zwischen der in VERSALIEN gesetzten Kriminalhandlung und einer in kleinschrift gesetzten Reflexionserzählung wechseln. Den Traditionen des Sprachspiels mit und als Text verpflichtet, hat sich Herbert J. Wimmer für seine neueste Prosa die Gattung des Thrillers als Versuchsanordnung und Spielgelände ausgesucht. Anhaltende Irritation treibt die doppelte Erzählung voran: Der Autor, als Kind irritiert von den Erzählungen realer schrecklicher Ereignisse – einem ungelösten Doppelmord aus der Zeit des Austrofaschismus -, entwickelt im Parallelschnitt/Parallelschritt die Geschichte einer Detektivin, in der Beobachtende und Beobachtete – in detektivgeschichtlicher Gestimmtheit – innig aufeinander bezogen bleiben, ohne je einen Kriminalfall zu realisieren. Jede Erinnerung ist eine Erzählung und aus jeder Erzählung resultiert Vergangenheit, und jede Vergangenheit löst Irritationen aus. Die Wirklichkeiten der Fiktion und die Fiktionen der Wirklichkeiten thrillern durch den Text, aus dem ein Bewusstsein erwächst, das die Gegenwart als Resultat von anhaltenden Irritationen begreift.

“spiel mir das lied vom text” – den lustvollen Sprachspielen im Mikrokosmos der Worte entspricht das konzeptionelle Experimentieren im Makrokosmos der literarischen Genres. Die wirklichkeitsverfestigenden Rituale der Kriminal- und Detektivgeschichten werden einer konsequenten Beobachtung unterzogen. Die fortlaufenden Textverschränkungen transformieren Spannung in andauernde Irritation – eine Irritation, die wiederum Spannung erzeugt. Herbert J. Wimmers Thriller TOTE IM TEXT lässt sich in diesem Sinn als erzählerisches Umspannwerk verstehen.

Stimmen

»Summa summarum handelt es sich bei ›Tote im Text‹ um ein geistanregendes, kurzweiliges Werk; als improvisierte ein belesener Meister seiner Kunst auf seinem Instrument, der Sprache, frei zum Thema Kriminalroman. Mal launisch, mal tiefsinnig, stets klarsichtig und mit genug Löchern im stets ablenkenden Schleier der Sprache, um uns zu zeigen, dass es hier auch tatsächlich um Tod und Leben geht – unser Dasein, die Lebenszeit von Autor und Leser.«
(Literaturhaus Wien, 27. Oktober 2015)