Gottfried Pirhofer
Maria hilf!
Eine Straße geht ihren Weg
Vorwort von Friedrich Achleitner, Foto(s) von Johannes Faber
€19,90
Der Autor tritt vor das Gründerzeithaus, in dem er schon lange wohnt, das seit Jahren umgebaut wird, die Mieter in Mitleidenschaft zieht. Ein Hausumbau ist meist kein singuläres Ereignis, sondern weist über sich hinaus – auf die Gasse, auf das Viertel … in die Zukunft. In Wien zeigen sich Veränderungen und Verschleiß in einem neuen Tempo. Das bisher Selbstverständliche, die Ästhetik der gründerzeitlichen Bebauung, wird zum Besonderen.
Für Gottfried Pirhofer führt der Weg aus seiner Gasse in die Mariahilfer Straße, der man nicht ansieht, wie alt sie als Weg ist und dass sie eigentlich einen Höhenrücken markiert. Unbekümmert um Zeiten und Moden geht sie ihren Weg. Unbekümmert?
Was zeigt sich beim Gehen und Schauen? Haben Gebäude und Räume eine “natürliche Lebenszeit”? Was wird Wien sein, wenn man Abbruch und Umbau beschleunigt? Im Versuch, eine Sprache zu finden, die den Veränderungen der Stadt entspricht und ihre Substanz bewahren möchte, wenn sich die Veränderungen schon nicht aufhalten lassen, findet der Gehende sein Mantra: Das Haus muss einem über dem Kopf zusammenfallen, damit man auf die Straße geht. Und: Die Stadt muss durch einen hindurchgehen, damit man ihre Verwundbarkeit spürt … damit das Gehen zu etwas führt.
Der Stadtplaner und Stadtforscher hat mit Maria hilf! ein ganz persönliches, literarisches Buch über sein Grätzel, sein Revier, geschrieben; andererseits ein politisches Bekenntnis, das weit über den 6. Wiener Gemeindebezirk hinausgeht und als pars pro toto für die ganze Stadt gilt – eine Stadt, die ihre eigene Zeit und Poetik hat, älter als der Kapitalismus und die von ihm imprägnierte Gesellschaft, in Eigenarten und Eigenzeiten, die unwiederbringlich sind. Maria hilf!
Die immer wieder eingestreuten Zitate sind mehr als Referenzen und historische Quellen. Pirhofer tritt so in einen Dialog mit unterschiedlichen Autoren wie Alfred Polgar, Friederike Mayröcker, Friedrich Achleitner oder Adolf Krischanitz. Auf diese Weise entsteht das Mosaik einer Stadtgeschichte, die gleichsam begehbar wird.