Gerrit Confurius
Die Krise als eine schöne Kunst betrachtet
Essay
€20,00
In der Krise verliert die Grundannahme, das wir mit den anderen in derselben Welt leben, ihre Geltung. Die Ränder des für andere Nachvollziehbaren werden erkennbar, zunehmend versagen die etablierten Erklärungsmuster. Entsprechend ist der Modus, wie Geschehnisse und das eigene Handeln ins Bewusstsein dringen, nicht länger derjenige der Reflexion, sondern vielmehr derjenige der Halluzination. Die Welt kommt einem entgegen, ob man will oder nicht. In der Krise ist die Erforschung der dann statthabenden Mechanismen, die das Verhalten genauso bestimmen wie die Logik des Denkens, mit den Mitteln der Psychologie – also von außen – nicht möglich, sondern nur von innen, als ein notwendiges und dennoch unvermeidbares Verkennen, im Selbstversuch.
Confurius’ Untersuchung geht davon aus, dass die vereinzelten Individuen unserer Gegenwart auf zumindest zweifache Weise krisenhaft leben: Einerseits sind sie inbegriffen in einen kollektiven Zustand der Krise, der ihre Selbstverkennung bewirkt, andererseits verschärft ein zusehends verschlanktes Sozialsystem die Chancen, diesen Zustand zu überwinden. So sind die Individuen auf doppelte Weise von sich selbst getrennt und in einem falschen Welt- und Selbstbild gefangen. Dennoch sind die zentralen Deutungsmuster und Narrative, die die Krise aktuell – von der Ökonomie bis zur Psychotherapie – umlagern, von fehlerhaften Denkzwängen bestimmt. Die Feinmechanik dieser Maschinerie des Betrugs und Selbstbetrugs zu erhellen, ist der Gegenstand dieses Essays.