Udo Kawasser

Ache

88 Seiten,13,5 x 21 cm
März 2018
ISBN 978-3-85449-494-2
Lieferbar

14,00

Einen Fluss erschreiben? Seinem gewundenen Verlauf in der Landschaft nachspüren, aber auch dem in seinem eigenen Leben? Dieser überraschenden Aufgabe stellt sich der Vorarlberger Dichter Udo Kawasser in seinem neuen Buch. Doch was hat es mit diesem Fluss auf sich? Die Bregenzer Ache ist ein rauher Gebirgsfluss und entspringt im Lechquellengebirge in
2400 Metern Höhe, um nach etwa 67 km Flusslauf durch den Bregenzerwald in den Bodensee zu münden. Einheimische nennen den Fluss schlicht Ache oder, noch kürzer, Ach. Für Udo Kawasser, der nicht weit von ihrer Mündung in Lauterach aufgewachsen ist, wird sie zum Sehnsuchts- und Erinnerungsort voller Poesie.
Doch kann man zu einem »über Geröll schäumenden« und über Kanten stürzenden Gewässer „Ort“ sagen? Nicht nur der Fluss ist ständig in Bewegung, ändert laufend seinen Wasserstand, je nach Tages- und Jahreszeit seine Farben, auch die Menschen und Tiere im Wasser und an den Ufern werden von ihm in Bewegung gehalten. »Als wäre die Ache ein fertiges Ding, an das ich mich mit Sprachen heranmachen könnte, und nicht ein Vorwurf, der sich erst im Verlauf des
Schreibens herstellt.«
Mit Ache setzt Udo Kawasser seine mit „Unterm Faulbaum“ begonnenen Wasserstudien fort, beobachtet Enten und Mehlschwalben, Äschen und Forellen, Insekten und Pflanzen, im Winter am Ufer stehend erinnert er Kindertage im Sommer: »so erfuhr ich am eigenen Leib, was Erosion ist, noch bevor ich wusste, dass es ein Wort dafür gab.« Naturbeobachten und -beschreiben bedeutet für ihn immer auch Sprachskepsis, sich selbst beim Schreiben zuzuschauen: »Wie lange bleibt der Fluss „Fluss“?« und wie sich auf die Wörter verlassen, wenn es schon Schwierigkeiten bereitet, von „Ufern“ zu sprechen?
Wie beim „Faulbaum“ ist für Kawasser evident, dass nur die Poesie für das Schweigen der Natur eine Sprache finden kann, und in dieser Sprachfindung die Hoffnung enthalten ist, dass »im Zusammenfall von sprachlos Erfahrenem (der Moment einer Spiegelung auf dem Wasser) und dem durch die Worte hervorgerufenen Erleben vielleicht die Möglichkeit von Evidenz oder sogar Wahrheit zu erleben« sei.

Stimmen

»Sich aus der ›Alltagswahrnehmung an den Rand des Vorstellbaren zu katapultieren‹ ist wohl eine der vielen möglichen Definitionen von Poesie. Udo Kawasser hat mit Ache diesen Rand erreicht: auf spielerische, wuchtige, schäumende und sanfte Art, ganz wie das Wasser selbst.«
- Christian Lorenz Müller, Literatur und Kritik, September 2018