Markus Köhle bei der Leipziger Buchmesse

“Das Dorf ist wie das Internet, es vergisst nichts”
Eine Zugreise durch Österreich

Wer einen realistischen Eindruck vom Zustand Österreichs gewinnen möchte, braucht das Land bloß mit dem Zug zu durchreisen, wie Lukas, auf dem Weg zu seiner Preisverleihung.

»Markus Köhle erforscht in dialogischen und lexikalischen Elementen das provinzielle Österreich in einem assoziativen Strom aus Szenen, die wie Aussichten auf einer langen Zugfahrt vorbeifliegen und zu einer Erinnerungslandschaft verschwimmen. Wäre man nicht so sicher, immer ein Stadtkind gewesen zu sein, hätte man schwören können, den Pool von Nassereith glitzern zu sehen.« (Tiroler Straßenzeitung 20er, April 2023)

Bastian Schneider in der Stadtbücherei Walldorf

Istanbul im Sommer 2017: Ein Jahr nach dem gescheiterten Putschversuch versucht der Schriftsteller Bastian Schneider als Stipendiat, die angespannte Stimmung in der Stadt am Bosporus einzufangen. Schon am Tag seiner Ankunft wird Schneider zum Opfer einer Verwechslung. Der Doppelgänger, der an seiner statt im Hotel eingecheckt hat, wird vor seinen Augen als mutmaßlicher Terrorist verhaftet. Und als Schneider wenig später auf weitere – literarische – Doppelgänger stößt, fühlt er sich zunehmend in seiner Identität verunsichert, da gar nicht klar ist, wo die vermeintlichen Fronten um ihn verlaufen. Selbst die scheinbar zufällige Bekanntschaft mit dem Verleger Orhan hilft ihm nicht, sich im Gewirr der herrschenden politischen Verhältnisse zu orientieren. Wird Schneider selbst als vermeintlicher Spion observiert oder wird er vielmehr gegen den Überwachungsapparat instrumentalisiert? Im Strudel der Erzählungen und Mutmaßungen verheddern sich die Fäden der jeweiligen Erklärungen, bis sich Schneider buchstäblich selbst abhanden kommt.

Der Roman basiert auf »wahren Begebenheiten« und verhandelt die Frage nach der Deutungshoheit über das eigene Leben vor dem Hintergrund einer Gegenwart, in der bereits der Anschein eines »falschen Namens« zum Verhängnis werden kann.

Bastian Schneider war 2015 Literaturstipendiat der Stadt Walldorf und lebt inzwischen in Köln und Wien.

Eintritt: 6 €, Vorverkauf ab 6. April in der Stadtbücherei und in der Buchhandlung Dörner in Walldorf

Mathias Müller in der Maerz Galerie in Linz

Mathias Müller, Autor und Übersetzer, ist 1988 in Bludenz geboren und lebt seit seinem Studium der Komparatistik in Wien.
Müller ist Teil des Ilse-Aichinger-Hauses und des von Peter Waterhouse initiierten Übersetzer*innenkollektivs Versatorium (u.a. Charles Bernstein, Rosmarie Waldrop). Birnengasse – seine erste Einzelveröffentlichung – wird gerade ins Norwegische übersetzt. Im aktuellen Semester leitet Müller die Lehrveranstaltung FLAUSEN an der Kunstuniversität Linz. Diese wird von Prof. Gloria Meynen und ihrem „Büro für nützliche Fiktionen“ (Institut für Medientheorien) und der MAERZ organisiert. Ziel ist es, Studierenden die Möglichkeit zum Erproben literarischer Ansätze zu geben. Müller öffnet dafür seinen Raum eines von der Übersetzung ausgehenden Schreibens. Am 18. April liest er aus seinen eigenen Arbeiten.
Eine Veranstaltung der FLAUSEN-Reihe

Das Überleben überleben. Gerhard Richter im Depot, Wien

Globale Krisen, Kriege und Pandemie führen uns gegenwärtig sowohl die Fragilität des körperlichen Lebens wie auch der sozialen Mitwelt, ihrer Strukturen und kultureller Praktiken vor Augen. Gerhard Richters Essay Das Überleben überleben erkundet davon ausgehend die philosophischen Potenziale der Figur des „Überlebens“. Durch einen historischen Parcours, der von Nietzsche bis aktuell zu Jean-Luc Nancy oder Werner Hamacher reicht, geht Richter den vielfältigen Implikationen nach, die das Überleben – zwischen Fortleben, gesteigertem Leben und auf Künftiges hin leben – haben kann.

Gerhard Richter, Germanist und Komparatist, Brown University, Providence, Rhode Island / USA
Moderation: Matthias Schmidt, Kulturwissenschaftler, Universität Wien

Klaus Kastberger bei der Buchmesse Leipzig

Klaus Kastberger stellt im Gespräch mit Knut Cordsen seinen Band ALLE NEUNE. Zehn Aufsätze zur österreichischen Literatur vor – eine Sammlung von Einzelanalysen der letzten Dekade, die sich Texten von den beginnenden 1930er Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart widmet. Der Impuls, der alle Texte verbindet, ist es, in jeder Einzelstudie auch etwas Übergreifendes zu benennen, um den Eigensinn der österreichischen Literatur herauszuarbeiten. Dem scheinbaren Triumph der neun abgeräumten Kegel steht dabei der zehnte Aufsatz und die stets nächste Lektüre gegenüber. Denn vom Medium des Archivs aus gedacht bleiben auch die wohlkanonisierten Autor:innen stets aufs Neue zu interpretieren.

Ein Abend für Franz Schuh (Teil 2)

Vorträge von
Alfred Pfabigan
Peter Strasser
Alfred Noll

Franz Schuh vertont
Uraufführung von Franz Koglmanns Stück »Franz Schuh«
Armin Thurnher (Klavier)
Franz Koglmann (Flügelhorn)

Franz Schuh gelesen
Robert Reinagl liest Prosa über, von und mit Franz Schuh

Konzept: Bernhard Kraller
Moderation: Anita Eichinger

Ein Abend für Franz Schuh (Teil 1)

Vorträge von
Thomas Macho
Franz Josef Czernin
Bernhard Kraller

Franz Schuh gesungen und gespielt
Vertonung dreier Schuh-Gedichte
Agnes Palmisano (Gesang)
Andreas Teufel (Schrammelharmonika/Klavier)

Konrad Paul Liessmann im Gespräch mit Franz Schuh

Konzept: Bernhard Kraller
Moderation: Walter Famler

Herbert J. Wimmer in der Alten Schmiede

Herbert J. Wimmers short stories sind an Fundstücke der täglichen Umgebung geknüpft. Diese haben ihre Auftritte in lakonischen, poetologisch aufgeladenen Notaten, die zueinander vielfach in Beziehung stehen. Das wahrnehmende Bewusstsein wirft sich in Gestalt von metallhase in den Reigen der Erscheinungen.
Tradierte Erzählungen umschreiben, um ihrer Wiederholung zu entgehen: Mit der Grünen Hydra von Calembour und Gefährt*innen setzt Lisa Spalt an, die Tragödie der expansionsgetriebenen Helden zu unterwandern, indem sie sie bei ihrer Sprache packt, mit Wortspiel (le calembour, dt. Kalauer) und fantastischen Etymologien.
Herbert J. Wimmer, *1951; Gedichte, Prosa, Hörstücke, literatur- und filmkritische Schriften, bildnerische Arbeiten, Performances. Zuletzt: schon zeit im kontinuum. 100 gedichte, 2009–2020 (2021).

»Die unendliche Stadt« in der Buchhandlung Walther König

Wir laden Sie herzlich zur Präsentation des »eigenwilligsten Architekturbuches des Jahres« ein – so bezeichnete Christian Kühn in der Presse staunend Sabine Pollaks 80 Stadtvisionen, die Städte entwerfen »schöner und lebenswerter … als je zuvor«. Im Gespräch mit Wojciech Czaja stellt die Autorin das Buch vor und lädt zu einem Streifzug durch unendliche Möglichkeiten der Stadtentwicklung.

Bastian Schneider in der Alten Schmiede

Die Figur Bastian Schneider begibt sich nach dem gescheiterten Putschversuch nach Istanbul, um sich dem Schicksal in der Türkei gestrandeter Geflüchteter zu widmen. Doch schon am Tag seiner Ankunft rückt dieser Fokus in den Hintergrund, da Schneider Opfer einer bizarren Verwechslung wird: Ein Doppelgänger, der statt ihm im Hotel eincheckt, wird vor seinen Augen als mutmaßlicher Terrorist verhaftet.
Doppelgänger stehen auch im Fokus von Leander Fischers neuem Roman: Viktor und Niklas sind Zwillinge und werden von ihrer Umwelt im Salzkammergut nur schwer auseinandergehalten. Dies wissen beide spielerisch für sich zu nutzen, sei es in der österreichischen Provinz oder in Wien und Berlin, changierend zwischen Katholizismus und urbaner Kunstszene.

Bastian Schneider, *1981; Kurzprosasammlungen, zuletzt: Paris im Titel (2020). Leander Fischer, *1992; Zuletzt: Die Forelle. Roman (2020)