»Serielle Zustände« in Groß-Enzersdorf

Serielle Formate sind typisch für das Fernsehen. Sie begleiteten von Beginn an den Alltag des Publikums als regelmäßige Fernsehereignisse – oft über einen längeren Zeitraum. Noch heute prägen Serien unsere Sehgewohnheiten und schaffen eine spezifische Öffentlichkeit im Sinn eines gemeinsamen Erfahrungshorizonts. Kultserien wie »Ein Echter Wiener geht nicht unter«, »Der Sonne entgegen«, »Die Piefke Saga« oder »Kottan ermittelt« sind dabei eng eingebunden in die Verfasstheiten des Staates Österreich nach 1945.

Die Fernsehlektüre von damals und heute, so die Grundannahme der Herausgeber*innen, ermöglicht die Erschließung verschiedenster gesellschaftlicher Zustände. Das Buch durchleuchtet Fernsehen vor allem als kulturelles Phänomen und perspektiviert wesentliche Pionierarbeiten der österreichischen Fernsehgeschichte, die heute als »Allgemeingut« gelten, in essayistischer, wissenschaftlicher, quer betrachteter Form.

»Die Kunst des Zweifelns« in der ÖGL

Ausgehend von seinen letzten beiden kulturwissenschaftlichen Schriften spricht Wolfgang Müller-Funk mit Anna Maria Krassnig über unterschiedliche Aspekte seines wissenschaftlichen und essayistischen Schaffens.

Moderation und Gespräch: Anna Maria Krassnig

Die Kunst des Zweifelns

Zweifeln ist ein Verfahren, ein sich Verirren, das Ungemütlichkeit erzeugt. Wer zweifelt, ist ein Fremder in der betreffenden Welt, zum einen, weil sich ihm die Welt im Zustand der Ungewissheit präsentiert, zum anderen aber auch, weil er in gewisser Weise ein Außenseiter, ein Fremder bleibt. Zugleich aber ist der Zweifel ein Kernbestand philosophischer Gründlichkeit und Reflexion. Medium solcher Skepsis ist im Kontext der Moderne der Essay, ein kreisendes Unternehmen, das sich nicht festhalten will an Geländern.

Zu diesem zentralen Anliegen des neuen Buches von Wolfgang Müller-Funk kommt ein methodischer Ansatz: die Bedeutung von Narrativen, von Erzählkomplexen. Kollektive Erzählungen – und alle Erzählungen sind letztendlich gemeinschaftlich – sind niemals nur Wiedergaben von Geschehenem, sondern stets auch deren Interpretationen und Sinnstiftungen. Diese sind ein wesentlicher Teil des menschlichen Symbolismus und schaffen die Voraussetzung dafür, dass wir uns – wie provisorisch auch immer – zu Hause fühlen.

Aufbauend auf diesen Überlegungen entfaltet Wolfgang Müller-Funk in Die Kunst des Zweifelns eine Philosophie des Politischen, um dabei Themen und Begriffe auszuloten, die in gegenwärtigen Diskursen eine maßgebliche Rolle spielen. Hinterfragen bedeutet dabei, deren theoretischen Hintergrund auszuleuchten, Bedeutungsverschiebungen nachzugehen und sie zueinander in Beziehung zu setzen.

Die hier versammelten Texte verstehen sich auch als Einträge, die lexikalisch und alphabetisch angeordnet sind. Sie sind als Fragmente zur Analyse eines Zeitgeistes zu verstehen, dem nicht nur die großen utopischen Erzählungen abhanden gekommen sind. Vielmehr hat es den Anschein, als ob sicher geglaubte Bestände einer aufgeklärten demokratischen Ordnung brüchig geworden sind. Liberale Grundwerte sind ins Wanken geraten, die wir, mindestens im Westen Europas, für unverrückbar gehalten haben. Diese Verschiebungen auszuleuchten, ist Anliegen dieser Kunst des Zweifelns, die eine essayistische Philosophie des Politischen im Geist der Skepsis betreibt.

»Gewohnte Gewalt«

Buchpräsentation mit:
Aylin Basaran, Zeithistorikerin
Louise Haitz, Medienwissenschaftlerin
Melanie Letschnig, Filmwissenschaftlerin
Drehli Robnik, Essayist zu Film/Politik/Geschichte
Joachim Schätz, Filmwissenschaftler
Stefan Schweigler, Medienwissenschaftler
Elisabeth Streit, Filmwissenschaftlerin

»The noise is coming from inside the house.« (Laurie Penny)

Das Gaslicht flackert – nicht erst seit ein queerophober Testosterokrat zudreht, sondern seit bald 100 Jahren im Film. Das Haus, das Heim ist unsicher: für viele unleistbar – und unlebbar, gefährdet. Die Filmgeschichte weiß das. Viel von dem, was wir als Thriller kennen, beginnt da, wo Spannung, spacing, Sound und Story sich auf die Seite derer schlagen, die daheim durch ihre Nächsten bedroht sind: durch Männergewalt und Gaslighting. Diese Manipulation im Alltag machten Trump und andere Thiel Capital-Buberln zur Politik-Praxis ihrer Durchgriffsregierungen; die Gaslight- und Hitchcock-Thriller der 1940er Jahre haben das im Vornhinein kritisch gesehen, bis zur Gänsehaut. – Jüngere Thriller mit Jennifer Lopez im Gegenschlag, mit mitwohnendem Terror und mit Video als Waffe in der Ehehölle, sie eröffnen, vermitteln, beschwören Momente von Handlungsmacht – und ziehen/zeigen zugleich deren enge Grenzen unter Bedingungen neoliberaler Männerherrschaft.

»Gewohnte Gewalt« im Rahmen von Salon Skug

Domestic Thriller als Gegen-Inszenierung? Männer-Machtspiele, brutale Bros und WG-Wahnsinn im Mainstream-Film

»Gewohnte Gewalt« wird im Rahmen von Salon Skug präsentiert – mit DJ-Line, sowie Live-Auftritten von Luxusgold und Die Nebenwirkung im weiteren Abendverlauf. (Weiteres unter: https://skug.at/e/salon-skug-luxusgold-die-nebenwirkgung-skug-talk-und-dj-line/)

Präsentation mit Rahmenworten der Buch-Herausgeber Drehli Robnik und Joachim Schätz
und Statements von
Jan-Hendrik Müller, Film- und Kulturwissenschaftler
Lea Susemichel, Autorin zu feministischer Theorie & Politik
Renée Winter, Historikerin/Medienwissenschaftlerin
sowie Diskussion.

»ERDEN. Naturphilosophische Brocken« im Depot

Extraktionsregime, Wahlverwandtschaften, Körpersaftanaly­sen, alternative Naturepistemologien: Band 45 der Schriften zur Verkehrswissenschaft versammelt notwendig fragmen­tarisch bleibende Vorstöße, um über Natur in Krisenzeiten nachzudenken: Radikale Gesten der Dezentrierung in terrestrische Konstellationen. Die Geologie ersetzt die Metaphysik.

ERDEN enthält Beiträge u. a. von Heather Davis, Kai van Eikels, Donna Haraway, Johannes Neurath, Hermann Rauchen­schwandtner, Salome Rodeck, Oxana Timofeeva, Thomas Turnbull, Daniel Tyradellis, Maria Zinfert und Bilder von Jenny Michel. Vier Autor*innen sind bei der Buchpräsentation zu Gast.

Andreas L. Hofbauer, Philosoph, Berlin
Maren Mayer­-Schwieger, Kultur-­ und Medienwissenschafterin, Linz
Elisabeth Samsonow, Künstlerin / Philosophin, Wien
Moderation: Ivo Gurschler, Publizist / Philosoph, Wien

»Mein Leben als Serienmörder« in München

»Am Ende ist ›Mein Leben als Serienmörder‹ eine als Kriminalroman verpackte Mediensatire, aber mit einem sehr genauen, bitterbösen Blick für die Ärmlichkeit und Trostlosigkeit unserer digitalen Rollenspielchen.« (Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur, 11. März 2022)

»Wiener Melancholie prägt den Roman. Die lakonische und witzige, immer auch ironische Icherzählung entwickelt bald einen Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt.« (Hanspeter Eggenberger, Krimi der Woche im Tages-Anzeiger, 10. Februar 2022)

»Josef Kleindienst stellt sie mit großem Feingefühl und starker Empathie in kurzen, prägnanten, schnörkellosen Sätzen und lebendigen, treffsicheren Dialogen bunt und abwechslungsreich dar.« (Andreas Tiefenbacher, Literaturhaus Wien, 16. März 2022)

Bastian Schneider: »Das Loch in der Innentasche meines Mantels«

2019 erhielt Bastian Schneider für sein Romanprojekt »Das Loch in der Innentasche meines Mantels« das Dieter-Wellershoff-Stipendium. In einem »hinreißend skurrilen Vexierspiel« (Jury DWS) wird der Schriftsteller Bastian Schneider in Istanbul zum Opfer einer Verwechslung, die nur der Anfang einer Reihe von Irritationen ist. Mit Martin Mittelmeier spricht der Autor über Wahrheit, Fiktion und die Möglichkeiten des Erzählens.

Veranstaltungspartner: Kulturamt der Stadt Köln

Hier finden Sie den Link zum Livestream: https://dringeblieben.de/videos/bastian-schneider-das-loch-in-der-innentasche-meines-mantels

Josef Kleindienst: Mein Leben als Serienmörder

»Am Ende ist ›Mein Leben als Serienmörder‹ eine als Kriminalroman verpackte Mediensatire, aber mit einem sehr genauen, bitterbösen Blick für die Ärmlichkeit und Trostlosigkeit unserer digitalen Rollenspielchen.« (Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur, 11. März 2022)

»Wiener Melancholie prägt den Roman. Die lakonische und witzige, immer auch ironische Icherzählung entwickelt bald einen Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt.« (Hanspeter Eggenberger, Krimi der Woche im Tages-Anzeiger, 10. Februar 2022)

»Josef Kleindienst stellt sie mit großem Feingefühl und starker Empathie in kurzen, prägnanten, schnörkellosen Sätzen und lebendigen, treffsicheren Dialogen bunt und abwechslungsreich dar.« (Andreas Tiefenbacher, Literaturhaus Wien, 16. März 2022)

»Mein Leben als Serienmörder« in Salzburg

»Am Ende ist ›Mein Leben als Serienmörder‹ eine als Kriminalroman verpackte Mediensatire, aber mit einem sehr genauen, bitterbösen Blick für die Ärmlichkeit und Trostlosigkeit unserer digitalen Rollenspielchen.« (Kolja Mensing, Deutschlandfunk Kultur, 11. März 2022)

»Wiener Melancholie prägt den Roman. Die lakonische und witzige, immer auch ironische Icherzählung entwickelt bald einen Sog, von dem man sich gerne mitziehen lässt.« (Hanspeter Eggenberger, Krimi der Woche im Tages-Anzeiger, 10. Februar 2022)

»Josef Kleindienst stellt sie mit großem Feingefühl und starker Empathie in kurzen, prägnanten, schnörkellosen Sätzen und lebendigen, treffsicheren Dialogen bunt und abwechslungsreich dar.« (Andreas Tiefenbacher, Literaturhaus Wien, 16. März 2022)

»Gewohnte Gewalt« im Depot

Domestic Thriller als Männermacht-Kritik 

Das Gaslicht flackert; nicht erst heute, sondern seit bald 100 Jahren im Film. Das Haus, das Heim ist unsicher: für viele unlebbar, gefährdend. Die Filmgeschichte weiß das. Bis heute verfahren zahlreiche Thriller so, dass Spannung, spacing und Story uns auf die Seite derer ziehen, die daheim durch ihre Nächsten bedroht sind: durch Männergewalt und Gaslighting, wie sie auch in Politik und Gesellschaft wirksam sind. Der Band Gewohnte Gewalt, mit Beiträgen von 50 Autor*innen, untersucht, kritisiert, würdigt, spinnt weiter, wie Spielfilme häusliche Machtspiele in Spannung vermitteln. 

Monika Bernold, Dozentin für Zeit- und Mediengeschichte, Universität Wien
Valerie Dirk, Filmwissenschaftlerin, Filmkritikerin (Der Standard), Wien
Brigitte Mayr, Leiterin von SYNEMA – Gesellschaft für Film und Medien, WienDrehli Robnik, Essayist zu Film/Politik/Geschichte, Wien-Erdberg
Joachim Schätz, Filmwissenschaftler, Universität Wien
Karl Sierek, Filmtheoretiker, Professor em. Universität Jena, Wien
Laura Wiesböck, Soziologin, Publizistin, Universitätslektorin, Wien
Ulrike Wirth, Film- und Medienwissenschaftlerin, Wien