HABEN UND GEHABE
Buchpräsentation
Disziplinenübergreifend sind die Entstehungsbedingungen von Kunst, Kultur und Literatur (etwa bei Annie Ernaux, Didier Eribon oder Eduard Louis) ein Thema. In der Kritik ist man zwar bereit, Texte zum Thema Klasse zu rezipieren, letztlich wird jedoch den in deutscher Sprache schreibenden Autor*innen immer noch die Frage gestellt, ob denn nicht Ästhetik das entscheidende Kriterium für die Qualität der eigenen Arbeit sei. Als ob sich ästhetische Kriterien voraussetzungsneutral entwickelten und damit ein allen Talentierten zugängliches Instrument wären. Der Band Haben und Gehabe vereint Texte und Gespräche mit Kunstschaffenden und Schriftsteller:innen, die sich auf unterschiedliche Weise mit Fragen rund um das Thema Klasse auseinandersetzen. Die Herausgeberin Sabine Scholl hat diese Gespräche mit theoretischen Texten und künstlerischen Beiträgen kuratiert und wird den Band gemeinsam mit der Performancekünstlerin und Autorin Barbara Juch präsentieren.
Barbara Juch, Schriftstellerin, Dramaturgin und Performancekünstlerin, Wien
Sabine Scholl, Schriftstellerin, Wien
Gustav Ernst liest aus „Die Glückseligen“: »Es ist kein Fehler, wenn man Gustav Ernst diesmal nicht als reinenÖsterreich-Beobachter liest, sondern sein Buch auf Verhältnisse anlegt, die zunehmende Konkurrenzverhältnisse unter den Bedingungen des Neoliberalismus in den Blick fasst. Und die finden überall dort statt, wo eine neue Kämpfer-Mentalität soziale Errungenschaften außer Kraft setzt. Gustav Ernst zieht den Profiteuren die Hosen aus.« (Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten, 22. Feber 2025)
Im Musilhaus präsentieren die Autor:innen Hanno Millesi und Andrea Winkler ihre neuesten Werke.
Millesi liest aus Zur Zeit der Schneefälle: Mit der vermeintlich einzigen Abweichung vom Normalzustand – einer schwindenden Wand – erzeugt Hanno Millesi eine Erzählsituation, die wie nebenbei Einsichten in gegenwärtige gesellschaftliche Zustände ermöglicht.
Winkler stellt Mitten im Tag vor: Es sind dabei gerade nicht die lauten Geschehnisse des ringsum rauschenden Alltags, denen ihre Aufmerksamkeit gilt, sondern vermeintlich periphere Momente: Lesend folgen wir Stimmen, die aus dem Trott ihrer Tage ausbrechen und mit unbestechlicher Klarheit auf die Welt blicken.
Link zur Veranstaltung
Lesung aus Mitten im Tag
»So schnell gehen die Tage zu Ende, dass man vollständig vergessen könnte, wofür es sich lohnt, müde zu werden.« Folgt man den vielfältigen Figuren von Andrea Winklers Erzählungen, dann begibt man sich auf Reisen, die den Blick freimachen für Beobachtungen und Einsichten von grundlegender Bedeutsamkeit. Es sind dabei gerade nicht die lauten Geschehnisse des ringsum rauschenden Alltags, denen ihre Aufmerksamkeit gilt, sondern vermeintlich periphere Momente: Lesend folgen wir Stimmen, die aus dem Trott ihrer Tage ausbrechen und mit unbestechlicher Klarheit auf die Welt blicken. So kann eine Straßenbahnfahrt ebenso wie ein Spaziergang zum Ausgangspunkt eines Gesprächs werden, das die relevanten Fragen von den vorschnellen Antworten zu sondern unternimmt. Denn bei aller Leichtigkeit, die diese Texte durchzieht, liegen ihnen stets existenzielle Erfahrungen wie Trauer, Einsamkeit, Hoffnung und das Bemühen um eine Selbstverortung in dieser Welt zugrunde. Und um sich über Zusammenhänge dieser Tragweite verständigen zu können, um »aus der Stille heben zu können, was diese durchdringt«, bietet die Literatur einen schier endlosen Wissensvorrat, auf den Andrea Winklers Prosa so kenntnisreich wie spielerisch zurückzugreifen versteht.
Daniela Dangl, Kurt Palm und Andrea Winkler lesen aus ihren Texten.
Karten: €20.-/€18.- für Vereinsmitglieder
Kartenreservierung: info(at)alteschmiede-schoenberg.at
Weine vom Winzerhof Burgstaller
Buchpräsentation »Mitten im Tag«
»Wenn die Gäste sich verabschieden, wird auch sie das Haus verlassen und fortgehen, um es der Nacht mitzuteilen, dass sich etwas ereignet hat, für das sie keine treffende Bezeichnung findet, nichts, wofür die Menge der Worte ausreicht, an deren Gebrauch sie gewöhnt ist.«
In Andrea Winklers Erzählungen begibt man sich auf Reisen, die den Blick freimachen für Beobachtungen und Einsichten von grundlegender Bedeutsamkeit. Es sind dabei gerade nicht die lauten Geschehnisse des ringsum rauschenden Alltags, denen ihre Aufmerksamkeit gilt, sondern vermeintlich periphere Momente: Lesend folgen wir Stimmen, die aus dem Trott ihrer Tage ausbrechen und mit unbestechlicher Klarheit auf die Welt blicken.
Ein auf rätselhafte Weise entstandenes Loch in der Wohnzimmerwand schafft nachbarschaftlichen Einblick und lässt Rainers Alltag in surrealem Licht erscheinen. Dass das Loch provisorisch von einem Wandkalender »Unser schönes Land« abgedeckt wird, ist eine der zahlreichen ironischen Pointen im Roman von Hanno Millesi, der Innen- und Außenwelt ineinanderblendet und ein parabelhaftes, detailreich ausgestaltetes Kammerspiel aus dem Ruder laufen lässt.