Gerhard Weinberger präsentiert im Gespräch mit Esther Ramharter sein neues Buch „Beunruhigungen“.
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Franz Schuh in der Alten Schmiede
Seit fast einem halben Jahrhundert setzt sich Franz Schuh intensiv mit dem Werk Elias Canettis auseinander. Das Ergebnis dieses Studiums ist nachzulesen in 25 Essays, die in diesem Band erstmals publiziert werden und die Canettis Literatur auf die ihr zugrundeliegende Lebensform hin untersuchen. Flankiert wird das Korpus von zwei großen Essays über Karl Kraus, das frühere Vorbild des späteren Nobelpreisträgers.
Franz Schuh, *1947; Schriftsteller, Kritiker, Philosoph; zuletzt: Ein Mann ohne Beschwerden (2023).
Stefan Thurner & Peter Rosei in der Alten Schmiede
Stefan Thurner über Komplexität
Peter Rosei (Projektkonzeption, Moderation)
»Poesie ist eine spezielle Art der Kodierung von Beobachtetem, Gefühltem oder Gedachtem. Wissenschaft kodiert ebenso. Sie versucht Sichtweisen der physischen Welt so zu kodieren, dass sie quantitativ fassbar wird. Ich gebe einen Einblick, wie Wissenschaft derzeit versucht ›die Welt‹ als dynamische Netzwerke zu verstehen. Wozu? Um das ungelöste Problem der Komplexität in den Griff zu kriegen – zumindest konzeptionell und idealerweise mit einigen neuen Ideen, Zukünftigem besser zu begegnen.« S. Thurner
Peter Roseis Projekt Erweiterte Poesie möchte im Dialog mit Autor*innen und Wissenschaftler*innen den poetischen Fokus erweitern, ausgehend von der Dichtung hin zu anderen Disziplinen.
Stefan Thurner, *1969; Physiker, Komplexitätsforscher. Professor der Medizinischen Universität Wien und des Santa Fe Institute, New Mexico.
Peter Rosei, *1946; Prosa, Hörspiele, Essays, Gedichte. Zuletzt, u.a.: Die Geschichte geht weiter. Ungemütliche Essays (2024).
Bendedikt Ledebur & Peter Rosei in der Alten Schmiede
»Ausgehend von einer Skizze des Tractatus logico-philosophicus, in dem Wittgenstein die Logik als auf tautologischen Sätzen beruhendes System darstellt, das keine erklärenden Sätze zulassen darf, die nicht zu diesem System gehören (der Tractatus selbst ist ein einziger Verstoß gegen diese Auffassung), und der Mathematik als logische Methode, versuche ich einen Überblick über die Konzepte der Philosophischen Untersuchungen und anderer späterer Schriften Wittgensteins. Vielleicht lässt sich im Vergleich zu den Grundgedanken des Tractatus feststellen, dass, in einer Abwandlung des Nestroy-Zitats, das Wittgenstein seinen Philosophischen Untersuchungen voranstellt, die Unterschiede das an sich haben, dass sie viel größer ausschauen, als sie wirklich sind.« B. Ledebur
Peter Roseis Projekt Erweiterte Poesie möchte im Dialog mit Autor*innen und Wissenschaftler*innen den poetischen Fokus erweitern, ausgehend von der Dichtung hin zu anderen Disziplinen.
Benedikt Ledebur, *1964; Lyriker, Essayist, Kritiker. Zuletzt, u.a.: Das Paradox des Realen. Essays zur Kunst (2015).
Ludwig Wittgenstein (1889–1951); österreichischer Philosoph, lieferte wichtige Beiträge zur Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins. Hauptwerke: Tractatus logico-philosophicus (1921), Philosophische Untersuchungen (1953, postum).
Peter Rosei, *1946; Prosa, Hörspiele, Essays, Gedichte. Zuletzt, u.a.: Die Geschichte geht weiter. Ungemütliche Essays (2024).
Stefan Zweig Poetikvorlesung von Barbi Marković
Als 15. Dozentin der Salzburger Stefan Zweig Poetikvorlesung spricht Barbi Marković in drei Vorlesungen über ihr Schreiben unter dem Titel „Stehlen, Spielen, Schimpfen“:
Die Wahrheit verändert sich für uns so sehr, dass sich die anderen in ihr nur schwer zurechtfinden. (Proust/Marković).
Gute Sätze begleiten uns, wir wiederholen sie jahrelang, wir üben und verändern sie, bis sie uns gehören. Ähnlich verhält es sich mit Sprachen. Wir lernen sie und sprechen sie, wir zahlen für sie mit Geld und Zeit, und das, was am Ende herauskommt, ist „unsere deutsche Sprache“.
Barbi Marković hat sich das Stehlen als die kulturelle Unverschämtheit von unten zum Programm gemacht. In der ersten Vorlesung erzählt sie, wie es dazu kam und warum man ihr trotz offener Piraterie nie die Originalität ihrer Texte abgestritten hat. Fast nie.
In der zweiten Vorlesung geht es um die Kraft und den Zug einer guten, rhythmisch abgestimmten Schimpftirade. Dabei werden Beispiele aus dem Leben und aus der Literatur betrachtet, besondere Aufmerksamkeit wird auf die Machtverhältnisse gelenkt. „Schimpfe nie nach unten und streichle nie nach oben“, würde die Regel lauten.
Die Regeln, die man sich selbst auferlegt, um eine Distanz zwischen dem Text und dem Ich herzustellen, sind das Thema der dritten Vorlesung. Damit sind formale Zwänge und Textspiele gemeint, wie man sie aus der Oulipo-Schule kennt, aber auch situationistische Textsammlungsmethoden und sogar Table-Top-Rollenspiele, mit denen man spannende Inhalte kreieren kann. Durch diese Techniken ist es möglich, eine Lücke zwischen Text und Autorin zu schaffen, die mit entsprechendem Material gefüllt werden kann, sodass die Texte am Ende mehr wissen als die Person, die sie geschrieben hat, und über mehr berichten als nur über ein Privatschicksal.
Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ (Suhrkamp Verlag) Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“ (Residenz Verlag), für den sie u.a. den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. Zahlreiche Kurzgeschichten, Theaterstücke und Hörspiele , außerdem zuletzt die Bücher „Die verschissene Zeit“ (2021) und „Minihorror“ (2023, beide im Residenz Verlag).
Anna Kim in der ÖGL
Anna Kim reflektiert entlang ihrer drei Romane über dads Verhältnis von Literatur und Wahheit.
Moderation: Manfred Müller
Which Dances im Volkskundemuseum
Anna Kim bei der Leipziger Buchmesse
In ihrer Poetikvorlesung reflektiert Anna Kim ausgehend von ihren Romanen »Anatomie einer Nacht«, »Die große Heimkehr« und »Geschichte eines Kindes« das Verhältnis der Literatur zur Wahrheit. Was diese drei Romane gemeinsam haben, ist, dass sie von wahren Begebenheiten ausgehen: Der Suizid eines achtjährigen Buben in Ostgrönland stand am Anfang von »Anatomie einer Nacht«, das nie aufgeklärte Verschwinden einer japanisch-koreanischen Jugendlichen aus ihrer Heimatstadt Kobe 1961 am Anfang von »Die ¬große Heimkehr«. Ohne die Adoptionsakte des »wahren« Danny Truttmann hätte es »Geschichte eines Kindes« nie gegeben.
Im ersten Abschnitt Fahnden bildet die Frage der Recherche den Ausgangspunkt: Inwiefern sich literarische Recherche von wissenschaftlicher oder journalistischer Nachforschung unterscheidet, wie man Quellen identifiziert, an welche Grenzen man bei der Recherche stoßen kann, und wann bzw. warum sie sich entschlossen hat, diese Grenzen zu überschreiten. Im zweiten Abschnitt Stricken behandelt Anna Kim – ausgehend von den Grenzüberschreitungen des ersten Teils – das Einarbeiten von Fakten in das fiktive Gewebe eines Romans, wie Inhalte strukturiert und komponiert, Fakten im literarischen Prozess zusammengestellt und überblendet, vermischt und fiktionalisiert werden. Abschließend nimmt sie unter dem Titel Balancieren die Frage nach der künstlerischen Freiheit und Verantwortung in den Blick: Wie kann, soll man mit historischen Dokumenten umgehen? Wie ist mit historischem Vokabular, das heutzutage außerordentlich verletzend ist, zu verfahren?
Die Vorlesung wurde für die Buchfassung um zwei Essays – die Texte Unsere Schule sowie Farbe bekennen – ergänzt.
Wolfgang Straub zu Werner Kofler
Radio direkt. Die Hörspiele von Werner Kofler
Gespräch mit Wolfgang Straub mit Hörproben
Konzept und Moderation: Annalena Stabauer
Markus Köhle / Retrogranden aufgefrischt: Werner Kofler
Werner Kofler aufgefrischt von Silvia Pistotnig, Gustav Ernst, Martin Peichl
Moderation und Konzeption: Markus Köhle
Im Mittelpunkt von Markus Köhles Projekt stehen österreichische Dichter*innen des 20./21. Jahrhunderts, deren Werk von Gegenwartsautor*innen mit unterschiedlichen literarischen Ansätzen beleuchtet, weiter- oder umgeschrieben wird.
Diesmal geht es um den »Wirklichkeitszerstörer« und »Meister der üblen Nachrede« Werner Kofler, dessen fünfbändige Werkausgabe als Grundlage für den Abend dient. Zu erwarten ist u. a. eine Einführung in die Koflersche Beschimpfungskunst, ein feministischer Blick auf seinanspielungsreiches Schaffen sowie eine Wiederbelebung der fürhen Lyrik des einstmaligen Beat-Poeten.