Herbert J. Wimmer in der Alten Schmiede

Herbert J. Wimmers short stories sind an Fundstücke der täglichen Umgebung geknüpft. Diese haben ihre Auftritte in lakonischen, poetologisch aufgeladenen Notaten, die zueinander vielfach in Beziehung stehen. Das wahrnehmende Bewusstsein wirft sich in Gestalt von metallhase in den Reigen der Erscheinungen.
Tradierte Erzählungen umschreiben, um ihrer Wiederholung zu entgehen: Mit der Grünen Hydra von Calembour und Gefährt*innen setzt Lisa Spalt an, die Tragödie der expansionsgetriebenen Helden zu unterwandern, indem sie sie bei ihrer Sprache packt, mit Wortspiel (le calembour, dt. Kalauer) und fantastischen Etymologien.
Herbert J. Wimmer, *1951; Gedichte, Prosa, Hörstücke, literatur- und filmkritische Schriften, bildnerische Arbeiten, Performances. Zuletzt: schon zeit im kontinuum. 100 gedichte, 2009–2020 (2021).

»Die unendliche Stadt« in der Buchhandlung Walther König

Wir laden Sie herzlich zur Präsentation des »eigenwilligsten Architekturbuches des Jahres« ein – so bezeichnete Christian Kühn in der Presse staunend Sabine Pollaks 80 Stadtvisionen, die Städte entwerfen »schöner und lebenswerter … als je zuvor«. Im Gespräch mit Wojciech Czaja stellt die Autorin das Buch vor und lädt zu einem Streifzug durch unendliche Möglichkeiten der Stadtentwicklung.

Bastian Schneider in der Alten Schmiede

Die Figur Bastian Schneider begibt sich nach dem gescheiterten Putschversuch nach Istanbul, um sich dem Schicksal in der Türkei gestrandeter Geflüchteter zu widmen. Doch schon am Tag seiner Ankunft rückt dieser Fokus in den Hintergrund, da Schneider Opfer einer bizarren Verwechslung wird: Ein Doppelgänger, der statt ihm im Hotel eincheckt, wird vor seinen Augen als mutmaßlicher Terrorist verhaftet.
Doppelgänger stehen auch im Fokus von Leander Fischers neuem Roman: Viktor und Niklas sind Zwillinge und werden von ihrer Umwelt im Salzkammergut nur schwer auseinandergehalten. Dies wissen beide spielerisch für sich zu nutzen, sei es in der österreichischen Provinz oder in Wien und Berlin, changierend zwischen Katholizismus und urbaner Kunstszene.

Bastian Schneider, *1981; Kurzprosasammlungen, zuletzt: Paris im Titel (2020). Leander Fischer, *1992; Zuletzt: Die Forelle. Roman (2020)

Jaroslav Rudiš und Wolfgang Müller-Funk in den Kasematten Wr. Neustadt

Impuls und Dialog mit Jaroslav Rudiš (CZ), Jurko Prochasko (UA) und Wolfgang Müller-Funk

In drei Matineen beleuchten die Gäste des Jahres 2023 aus ihren jeweiligen künstlerisch-wissenschaftlich-literarischen Welten und Kontexten heraus die Fragen, welche die Theaterabende dieser Festivalausgabe aufwerfen, im Fokus des Spielplanmottos Gedankenfreiheit.

Moderation: Anna Maria Krassnigg
Wissenschaftliche Leitung: Wolfgang Müller-Funk (Kulturphilosoph)

Jaroslav Rudiš in der Hauptbücherei Wien

Jaroslav Rudiš nimmt uns mit auf eine lange Fahrt durch die Nebelschwaden,  bringt uns nach Liberec, nach Reichenberg, in ein altes Grandhotel, er zeigt uns die erste Feuerhalle der ehemaligen Monarchie, die hier 1917 gebaut wurde. Für ihn steht der Nebel zugleich als Metapher für die verdrängten, verlorenen und vergessenen Seiten Mitteleuropas wie auch für die Geschichten, die man diesem Nebel abgewinnen und erzählen kann, ja sollte, sobald sich der Nebel kurz lichtet. Denn wenn man das Wort Nebel rückwärts liest, taucht ein anderes deutsches Wort auf – das Leben. 
Moderation: Erwin Uhrmann (Redakteur, Presse-Spektrum)

»Vagabondage« im Depot

Vagabondage – eine soziale Bewegung aus Not, eine grenzüberschreitende Suche nach Freiheit oder ein Konzept, das die Kunst wie die Theorie beflügelt: Im Band Vagabondage werden all diese historischen und zeitgenössischen Facetten des Vagabundierens in Wien beleuchtet.
Von den Vagabund*innen-Kongressen in den 1920er Jahren geht es über  nomadisierende Philosophie bis hin zu aktuellen Fragen zuWohnungslosigkeit und Migration sowie zu gegenwärtigen Ausdrucksformen in Straßenmusik und Straßenzeitung.
Lisa Bolyos, Straßenzeitung Augustin, Wien
Ljubomir Bratic, Mit-Initiator des Migrationsmuseums Wien
Enesi M., Performerin und Aktivistin bei AFRO-Rainbow Austria, Wien
Alexander Machatschke, Bundesarge Wohnungslosenhilfe Wien
Elena Messner, Mit-Initiatorin des Migrationsmuseums Wien
Moderation: Andreas Pavlic und Eva Schörkhuber

ERDEN in Berlin

Extraktionsregime, Wahlverwandtschaften, Körpersaftanaly­sen, alternative Naturepistemologien: Der von Ivo Gurschler, Andreas Hofbauer und Alexander Klose herausgegebene Band 45 der Schriften zur Verkehrswissenschaft versammelt „notwendig fragmen­tarisch bleibende Vorstöße, um über Natur in Krisenzeiten nachzudenken“.
Präsentation, Projektionen und Podiumsgespräch mit den Herausgebern und Autor*innen

Klaus Kastberger im Literaturhaus Graz

Klaus Kastberger stellt im Gespräch mit Daniela Strigl und Insa Wilke seinen Band ALLE NEUNE. Zehn Aufsätze zur österreichischen Literatur vor – eine Sammlung von Einzelanalysen der letzten Dekade, die sich Texten von den beginnenden 1930er Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart widmet. Der Impuls, der alle Texte verbindet, ist es, in jeder Einzelstudie auch etwas Übergreifendes zu benennen, um den Eigensinn der österreichischen Literatur herauszuarbeiten. Dem scheinbaren Triumph der neun abgeräumten Kegel steht dabei der zehnte Aufsatz und die stets nächste Lektüre gegenüber. Denn vom Medium des Archivs aus gedacht bleiben auch die wohlkanonisierten Autor:innen stets aufs Neue zu interpretieren.

Markus Köhle und Anaïs Meier in der Alten Schmiede

Eine Bummelzugfahrt durch Österreich bildet den Rahmen von Markus Köhles Roman, der den Slam-Poeten, Werbetexter Lukas seine Tiroler Landjugend Revue passieren und einen Kuhhandel mit dem örtlichen Bürgermeister eingehen lässt. Lukas ist dabei aufmerksamer Beobachter nationaler Ist-Zustände und schreibt gleichzeitig als Köhlescher Sprachjongleur dagegen an: etwa in Form eines Ortsnamenlexikons, das Provinznamen zur Kenntlichkeit entstellt.
Absurde Pointen und eine nationale Erkundung von ihren Rändern her, nur diesmal der Schweiz, bietet Anaïs Meiers grotesk-komischer (Anti-)Kriminalroman. Hauptfigur Gerhard ist als Alt-Hippie und Sozialhilfeempfänger im örtlichen Stadtpark zu finden. Er liegt im Clinch mit dem Anglerverein, hat ein Techtelmechtel mit einer sprechenden Ente und ist einem kapitalen Verbrechen auf der Spur.

Markus Köhle, *1975; Autor, Poetry-Slammer. Zuletzt: Zurück in die Herkunft. Ein Nabelschaulauf zu den Textquellen (2021).

Anaïs Meier, *1984 in Bern, studierte Literarisches Schreiben in Biel. Teil des feministischen Autorinnen-Kollektivs RAUF. Zuletzt: Über Berge, Menschen und insbesondere Bergschnecken (2020).